Stefan Trinks ist Kunsthistoriker und Privatdozent für Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet seit 2017 das Kunstressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Dass alle Kunst politisch sei, ist seit den späten Sechzigern eine ebenso eingefleischte Künstler-Devise wie schreckliche Binse.
Wenn die Kunst dabei jedoch nicht formstark ist und Politik nur illustriert, wird sie zu Agit-Prop und scheitert, wie die letzte Documenta ernüchternd gezeigt hat.
Dennoch wagten Künstler immer wieder den Ritt auf der Rasierklinge: Ambrogio Lorenzetti stellt 1339 in seinem Fresko der “Guten und schlechten Regierung” in Sienas Palazzo Pubblico Utopie und Dystopie eng nebeneinander, die “Hofkünstler” der Renaissance und des Barock transformierten ihre Aufgabe des Politiker-Lobs in hohe Kunst, Daumier und Courbet brachten Regierungen zum Wanken und die Tapisserie nach Picassos “Guernica” wurde noch 2003 bei Colin Powells Kriegs-Rede gegen den Irak in der UN New York schamvoll verhängt.
Der Vortrag spürt dieser feinen Balance aus seismischem Reagieren auf politische Verwerfungen durch die Jahrhunderte hindurch nach. Er fragt zugleich, ob die ungeklärte Entstehung neuer Stile nicht ebenfalls als kunstpolitische Ausgleichsprozesse verstanden werden könnten. Ort Städel Museum, Metzler-Saal
Kosten kostenfrei
Einlass ab 18.45 Uhr
Anmeldung Eine Anmeldung ist nicht nötig, bitte bringen Sie Ihre Mitgliedskarte mit. Gäste sind ebenfalls herzlich willkommen, benötigen für den Einlass aber eine Eintrittskarte. |