Welche Gewalt und welche Dramatik! Die von Gott verliehene übermenschliche Stärke des alttestamentarischen Richters Simson lag in seinen ungeschnittenen Haaren. Seine Geliebte Delila, eine Philisterin, hat ihm dieses Geheimnis entlockt. Nachdem sie ihm den Kopf geschoren und ihre Landsleute herbeigerufen hat, stürzen sich diese auf ihn. Sie fesseln den seiner Kräfte beraubten Helden und stoßen ihm die Augen aus. Wie mit einem Theaterscheinwerfer ausgeleuchtet, wird das grausige Geschehen inszeniert. Triumphierend, fasziniert und angeekelt zugleich schaut Delila zurück.
Die Erwerbung dieses Gemäldes gilt in der langen Geschichte des Städel Museums als eine der spektakulärsten. Der damalige Städel-Direktor Ludwig Justi verhandelte mit den Vorbesitzern, der gräflichen Familie Schönborn in Wien, den Preis von 336.000 Mark, den das Städel allerdings nicht alleine bezahlen konnte. Heute wie damals wurde für den Ankauf deshalb eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um gemeinsam die Ankaufssumme aufzubringen. Innerhalb weniger Tage kamen von 85 privaten Spendern 167.700 Mark zusammen. Auch die Stadt und der Museums-Verein stellten große Summen zur Verfügung, so dass der Kauf im Mai 1905 abgeschlossen werden konnte.
Auf dem Foto seht ihr Journalist Michel Abdollahi im Gespräch mit dem Kurator der Ausstellung, Prof. Dr. Jochen Sander.
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